Inkognito-Modus: Der Mythos vom anonymen Surfen
Denkst du, dass du mithilfe des Inkognito-Modus deines Browsers (auch privates Surfen genannt) entdeckt online unterwegs sein kannst?
Viele Internetnutzer verwenden private Browserfenster oder -tabs, um sich auf fremden Computern sicher anzumelden oder um unbeobachtet bestimmte Webseiten aufzurufen.
Aber bietet dieser Modus tatsächlich die erhoffte Anonymität? Was kann der Inkognito-Modus wirklich leisten, um sich spurenarm durch das Internet zu bewegen? Das solltest du besser wissen!
Die Geburt des Inkognito-Modus
Der Inkognito-Modus wurde erstmals 2005 im Browser Safari von Apple eingeführt. Nutzer sollten eine einfache Möglichkeit erhalten, ihre Privatsphäre in bestimmten Situationen zu schützen: Beispielsweise um auf öffentlichen Computern einer Bibliothek unbesorgt Online-Banking zu betreiben oder auf dem Familien-PC Weihnachtsgeschenke suchen, ohne dass andere Familienmitglieder davon etwas mitbekommen[1]https://lifehacker.com/safaris-private-porn-browsing-mode-102146.
Andere Browser haben das Konzept nach und nach übernommen, sodass es heute ein Standard-Feature darstellt: Google nennt es in seinem hauseigenen Browser Chrome den Inkognitomodus[2]https://support.google.com/chrome/answer/95464?hl=de&co=GENIE.Platform%3DDesktop, bei Mozilla Firefox und Opera ist von privaten Fenstern die Rede[3]https://support.mozilla.org/de/kb/privater-modus[4]https://help.opera.com/de/latest/security-and-privacy/ und Microsoft spricht im Browser Edge von InPrivate-Tabs oder -Fenstern[5]https://support.microsoft.com/de-de/microsoft-edge/inprivate-browsen-in-microsoft-edge-e6f47704-340c-7d4f-b00d-d0cf35aa1fcc.
Was der Inkognito-Modus nach Auffassung vieler Nutzer bringt
Einer Studie der University of Chicago und der Leibniz Universität Hannover zufolge glaubten im Jahr 2018 je etwa 40 % der Befragten, dass der private Browsermodus ihren Standort verbirgt und ihr Surfverhalten vor den Blicken ihres Arbeitgeber versteckt[6]Wu et al. (2018). Your Secrets Are Safe: How Browsers‘ Explanations Impact Misconceptions About Private Browsing Mode. WWW ’18: Proceedings of the 2018 World Wide Web Conference. 217-226. … Weiterlesen.

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Was der Inkognito-Modus tatsächlich bringt
Ob am Desktop-PC, Laptop, Smartphone oder Tablet: Die je nach Browser als Inkognito-Modus oder als privates Browsen bezeichnete Funktion ist den meisten modernen Browsern eingebaut. Darunter sind zum Beispiel Google Chrome, Mozilla Firefox, Microsoft Edge und Safari von Apple.
Der private Modus verhindert tatsächlich, dass der Browser bestimmte Daten speichert, während du surfst. Konkret bedeutet das bei den meisten Browsern[7]https://www.ionos.de/digitalguide/online-marketing/verkaufen-im-internet/inkognito-modus-aktivieren/#c273404:
- Kein Speichern des Browserverlaufs: Deine währenddessen besuchten Webseiten werden nicht in der Browserhistorie (manchmal auch Chronik genannt) gespeichert.
- Keine Cookies: Cookies (kleine Textdateien, mithilfe derer Webseiten Informationen über dich speichern)[8]https://besserwisser.tips/datenschutzerklaerung/#Cookies werden nach dem Schließen des Inkognito-Fensters gelöscht.
- Keine temporären Internetdateien: Temporäre Inhalte (Dateien, die das Laden von Webseiten beim wiederholten Zugriff beschleunigen)[9]https://www.computerwissen.de/sicherheit/anonymitaet/was-sind-temporaere-internetdateien-und-wie-loesche-ich-sie/ werden nicht zwischengespeichert.
- Keine Formulardaten: Die Eingaben in Formularen, z.B. Name und Adressdaten bei einer Bestellung oder der Nutzername beim Einloggen werden nicht lokal im Browser gespeichert. Übermittelt werden sie nur an die entsprechende Webseite.
Das genaue Verhalten kann je nach verwendetem Browser natürlich leicht variieren[10]https://www.ionos.de/digitalguide/online-marketing/verkaufen-im-internet/inkognito-modus-aktivieren/#c273404.
Wichtig ist jedoch: Der Inkognito-Modus ist kein Allheilmittel für deine Online-Privatsphäre.
Er verbirgt nicht deine IP-Adresse, verschlüsselt nicht deinen Datenverkehr und schützt dich nicht vor Tracking durch Webseiten, Werbenetzwerke oder deinen Internetanbieter.

Meist verkaufen die hinter den Trackern stehenden Unternehmen diese Daten an unzählige weitere Unternehmen (Datenbroker)[12]https://www.netzwelt.de/sicherheit/ad-tracking/tracking-im-internet.html.
Wer kann dein Surfverhalten trotz Inkognito-Modus verfolgen?
Selbst wenn du den Inkognito-Modus verwendest, gibt es verschiedene Akteure, die deine Online-Aktivitäten weiterhin verfolgen können[13]https://blog.avast.com/de/your-internet-history-isnt-private-avast:
Internet Service Provider (ISP)
Dein Internet Service Provider (z.B. Telekom oder Vodafone) ist der Dreh- und Angelpunkt deines Internetzugangs. Er kann den gesamten Internetverkehr der Nutzer einsehen, da dieser über seine Server geleitet wird. Darunter sind alle von dir besuchten Webseiten, heruntergeladene Dateien und versendete E-Mails (sofern diese nicht zusätzlich verschlüsselt sind).
Auch wenn der Internetprovider nicht unbedingt den Inhalt verschlüsselter Verbindungen einsehen kann (z. B. bei HTTPS), kann er die besuchten Domains (z. B. wikipedia.de, youtube.com oder hilfe-bei-alkoholsucht.de) und die Menge des übertragenen Datenverkehrs protokollieren[14]https://blog.avast.com/de/your-internet-history-isnt-private-avast[15]https://vpnoverview.com/de/privatsphaere/anonym-surfen/was-weiss-ihr-internetdienstanbieter/.
Betreiber von WLAN-Netzen
Insbesondere die Anbieter von öffentlichen, kostenlosen WLAN-Netzen können sämtliche Webseiten sehen, die du aufrufst, wenn du mit ihrem WLAN-Netz verbunden bist – ob im privaten Modus oder nicht[16]https://www.privacyaffairs.com/de/konnen-wlan-besitzer-besuchte-seiten-sehen/. Denn HTTPS verschlüsselt erst nach dem Aufruf einer Webseite die anschließend übertragenen Daten – der Verbindungsaufbau zur Webseite an sich ist sichtbar.
Betreiber der Webseiten, die du besuchst
Webseiten verwenden eine Vielzahl von Techniken, um Nutzer zu identifizieren und zu verfolgen. Cookies sind nur eine davon.
Fingerprinting ist eine fortschrittlichere Technik, die Informationen über deine Browserkonfiguration, dein Betriebssystem, installierte Plugins und andere Merkmale sammelt, um ein einzigartiges Profil von dir zu erstellen.
Webseiten können auch Tracking-Pixel einbetten – kleine, nur 1 Pixel große Bilder, die Informationen über deine Aktivitäten sammeln. Selbst wenn Du Cookies löschst oder durch den privaten Modus verhinderst, kannst du weiterhin identifiziert werden.
Betriebssysteme
Windows, MacOS und Co speichern auf Ebene des Betriebssystems alle aufgerufenen Webseiten im sogenannten DNS-Cache[17]https://www.computerbild.de/artikel/cb-Tipps-Software-Windows-DNS-Cache-loeschen-so-gehen-Sie-vor-17317161.html[18]https://kinsta.com/de/wissensdatenbank/flush-dns/#macos). Dort sind sie für jeden einsehbar, der lokalen Zugriff hat.
Soziale Medien
Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram sammeln umfangreiche Daten über deine Aktivitäten. Und zwar nicht nur innerhalb der Plattform, sondern auch außerhalb, z. B. mit Tracking-Pixeln[19]https://www.ionos.de/digitalguide/online-marketing/web-analyse/was-ist-ein-tracking-pixel/ und Social-Sharing-Buttons[20]https://www.datenschutz.org/social-media-buttons/.
Übrigens: Die Buttons, die du unter jedem Artikel von Besserwisser.tips siehst, sind eine datenschutzfreundliche Alternative mittels Shariff[21]https://www.heise.de/hintergrund/Ein-Shariff-fuer-mehr-Datenschutz-2467514.html.
Werbenetzwerke
Werbenetzwerke wie Google Ads, Facebook Pixel und einige andere sammeln Daten über dein Surfverhalten, um dir personalisierte Werbung anzuzeigen.
Tracking-Cookies ermöglichen es diesen Netzwerken, dich über verschiedene Webseiten hinweg zu verfolgen und ein detailliertes Profil deiner Interessen und Vorlieben zu erstellen[22]https://www.omt.de/webanalyse/webtracking/.
Diese Daten werden oft für gezielte Werbung, Retargeting und andere Marketingzwecke verwendet.
Arbeitgeber und Schulen
Wenn du einen Computer oder ein Netzwerk deines Arbeitgebers oder deiner (Hoch-)Schule verwendest, können diese deinen Internetverkehr überwachen.
Dies dient oft der Sicherheit, der Einhaltung von Richtlinien sowie der Verhinderung von Missbrauch und ist sogar in stichprobenhaftem Umfang legal[23]https://www.arbeitsrechte.de/pc-ueberwachung-am-arbeitsplatz/.
Regierungsbehörden
In einigen Fällen dürfen staatliche Behörden den Internetverkehr überwachen, insbesondere im Rahmen von Strafverfolgungsmaßnahmen oder zugunsten der nationalen Sicherheit[24]https://www.123recht.de/ratgeber/strafrecht/Darf-der-Staat-das-Surfen-seiner-Buerger-ueberwachen-__a153068.html.
Dies kann durch gesetzliche Anordnungen, Überwachungsprogramme oder den Zugriff auf Daten von Internetprovidern und Webseiten erfolgen.
Malware und Viren
Kein Inkognito-Modus schützt dich vor Viren, Trojanern und sonstiger Schadsoftware[25]https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/apps-und-software/inkognito-im-internet-davor-schuetzt-sie-privates-surfen-wirklich-61647. Diese kann nach wie vor auf deinem Gerät installiert werden und deine Online-Aktivitäten überwachen, Daten stehlen und auf sonstige Weise deine Privatsphäre gefährden.

Smartphone-Apps sammeln ebenfalls Unmengen an Daten über dich. Das ist der Hauptgrund dafür, dass dir heutzutage alle möglichen Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen ihre eigene App andrehen wollen[26]https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/app-nutzerdaten-datenschutz-1.4285563[27]https://www.all-about-security.de/bis-zu-75-zugriffsberechtigungen-diese-apps-aus-dem-alltag-wollen-an-die-meisten-privaten-daten/[28]https://www1.wdr.de/nachrichten/daten-ortsdaten-leak-broker-apps-verkaufen-100.html.
Tips, um das zu verhindern:
- Installiere nur die allernötigsten Apps.
- Greife auf alternative App-Stores zurück, welche dir die Datensammelwut einzelner Apps anzeigen und dir datenschutzfreundliche Alternativen bieten[29]https://praxistipps.chip.de/play-store-alternativen-die-5-besten-apps-fuer-android_43663.
- Nutze das Analyse-Tool Exodus, um Android-Apps auf Tracker zu untersuchen.
Aber ich habe doch sowieso nichts zu verbergen …?
Oft hört man diesen Satz, wenn es um (Online-)Privatsphäre geht. Aber auch wenn du nichts Illegales tust oder keine Geheimnisse hast, bedeutet das nicht, dass du deine Privatsphäre aufgeben solltest. Privatsphäre dient nicht nur dazu, etwas zu verbergen. Es geht darum, Autonomie und Kontrolle über deine persönlichen Daten zu haben und dich vor Diskriminierung, Identitätsdiebstahl, Manipulation und Überwachung zu schützen.
Denk darüber nach: Würdest du deine Wohnungstür offen stehen lassen und jeden einladen, sich umzusehen? Jedem den Inhalt deines Rucksacks oder deiner Handtasche zeigen? Aller Welt von deinen Wünschen, Ängsten, Krankheiten und Vorlieben erzählen? Gibst du deinen PIN oder das Passwort für deine elektronischen Geräte jedem x-beliebigem Menschen? Wahrscheinlich nicht.
Wenn du einmal darüber nachdenkst, fallen dir sicher Dutzende von Dingen ein, die du vor den meisten Menschen verheimlichst. Darum ist (Online-)Privatsphäre schützenswert. Deine Daten können für gezielte Werbung verwendet werden, die dich manipuliert, und sogar für Identitätsfälschung bzw. -diebstahl.
Wann ist der Inkognito-Modus sinnvoll?
Trotz seiner beschränkten Fähigkeiten und Eigenschaften ist der Inkognito-Modus in bestimmten Situationen nützlich:
- Browserhistorie verbergen: Du kannst verhindern, dass andere Nutzer eines gemeinsam verwendeten Geräts (etwa am Familien-PC) deinen individuellen Browserverlauf sehen. Sicherer ist natürlich, den Browserverlauf komplett zu deaktivieren und nur besondere Webseiten als Lesezeichen zu speichern.
- Sensible Daten schützen: Deine persönlichen Daten werden im privaten Surfmodus nicht lokal gespeichert, wenn du sie online in Formulare eingibst. Sprich, wenn ein anderer Nutzer das selbe Formular verwendet, werden deine Eingaben nicht automatisch vervollständigt/vorgeschlagen. Das ist vorteilhat an Computern am Arbeitsplatz, in Bibliotheken, Hotels, Internetcafés usw.
- Billigere Preise ergattern? Im Inkognito-Modus erhält man unter Umständen auf Buchungsportalen unvoreingenommene und damit günstigere Preise für Hotels und Flugreisen zu sehen, da Webseiten nicht wissen, dass du schon einmal danach gesucht hast[30]https://www.keepersecurity.com/blog/de/2024/11/22/how-does-incognito-mode-work/. Dass dieser Lifehack jedoch wirklich funktioniert, ist nicht sicher[31]https://www.focus.de/reisen/nicht-nur-der-inkognito-modus-welche-dinge-flugpreise-beim-online-buchen-wirklich-beeinflussen_ae78a7a9-0f05-43b7-9b79-d8bc1fbfce0e.html[32]https://www.fluege.de/travel-insights/information/9-mythen-wahrheiten-zur-flugbuchung/. Ausprobieren lohnt sich natürlich trotzdem.
Alternativen und Ergänzungen für mehr Privatsphäre
Wenn du deine Online-Privatsphäre ernst nehmen und über den begrenzten Schutz des Inkognito-Modus hinausgehen möchtest, stehen dir eine Reihe von Tools und Strategien zur Verfügung. Doch keine davon ist die Nonplusultra-Waffe: Sie sind jeweils für bestimmte Zwecke gedacht und ergeben in Kombination einen guten Privatsphäre-Mix:
Datenschutzorientierte Browser
Einige Browser sind von Grund aus auf Datenschutz ausgelegt.
Viele von ihnen blockieren standardmäßig Werbung, Tracker und Fingerprinting-Skripte (die ein einzigartiges Nutzerprofil von dir erstellen)[33]https://www.netzwelt.de/sicherheit/anonym-surfen/privacy-browser-sicherheit.html[34]https://www.privacytools.io/private-browser.
Alternativ gibt es auch in herkömmlichen Browsern viele Sicherheitseinstellungen, die man vornehmen kann[35] … Weiterlesen. Dazu zählen das Blockieren von Tracking-Elementen, Deaktivieren von überflüssigen Features und das Einschränken von Cookies[36]https://www.privacy-handbuch.de/handbuch_21.htm.
Browser-Addons
Browser-Erweiterungen (Addons) können die Surf-Software deiner Wahl um zusätzliche (Datenschutz-)Funktionen erweitern. Diese sind für fast alle gängigen Browser erhältlich[37]https://www.privacytools.io/privacy-browser-addons.
Einige von ihnen lernen automatisch, welche Tracker dich verfolgen, und blockieren sie.
Andere wiederum löschen Cookies regelmäßig oder erzwingen die Verwendung von sicheren HTTPS-Verbindungen, wann immer dies möglich ist.
Sichere Suchmaschinen
Weit verbreitete Suchmaschinen wie Google, Yahoo oder Bing speichern Suchanfragen, verwenden sie für personalisierte Werbung oder verkaufen diese Daten weiter[38]https://www.datenschutz.org/suchmaschine-datenschutz/.
Privatsphärefreundliche Alternativen sind etwa DuckDuckGo (verwendet einen eigenen Suchindex und bietet auch einen eigenen Browser an), Startpage (leitet als Proxy-Suchmaschine Suchanfragen anonymisiert an Google weiter) oder Brave Search (enthält auch eine KI-Antwortfunktion)[39]https://www.privacy-handbuch.de/handbuch_21a.htm.
Solche Suchmaschinen bieten zudem verschiedene optionale Einstellungen zur Personalisierung – und sie können definitiv mit der Qualität großer Suchmaschinen mithalten. Schon 2019 hat Startpage besser als Google abgeschnitten (Stiftung Warentest).
Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation
Verwende für deine Kommunikation am besten Apps und Dienste, die eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbieten, wie etwa die Messenger-Apps Signal, Wire oder Threema. Dadurch ist sichergestellt, dass nur auf deinem Gerät und auf dem des Empfängers Nachrichten lesbar sind.
Kommerzielle Alternativen wie WhatsApp bieten diese Art der Verschlüsselung zwar auch an. Allerdings vermarkten sie aber viele deiner Daten trotzdem.
Für sicheren E-Mail-Verkehr gibt es ebenfalls Lösungen mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Normale Mails über Anbieter wie Google, Outlook usw. sind nämlich gar nicht vollständig verschlüsselt, sodass der Mail-Anbieter sämtliche Inhalte mitlesen kann.
Benutzerdefinierte DNS-Server
Um zu verhindern, dass dein Betriebssystem, der WLAN-Anbieter oder dein Internetprovider die von dir besuchten Webseiten einsehen können, bietet sich ein privater DNS-Dienst an.
Dieser ist im besten Fall Open Source, also mit öffentlich einsehbarem und überprüfbarem Quellcode.[40]https://software-defender.com/blogs/news/private-dns-einrichten-so-gehts-und-warum-es-wichtig-ist[41]https://www.netzwelt.de/anleitung/174628-android-so-aendert-dns-server.html.
Viele DNS-Server haben praktischerweise eingebaute Filter für Werbung, Tracker, Schadsoftware oder nicht jugendfreie Inhalte[42]https://de.wizcase.com/blog/besten-kostenlosen-und-oeffentlichen-dns-server/.
VPN (Virtual Private Network)
Ein VPN ist ein Dienst, der eine verschlüsselte Verbindung zwischen deinem Gerät und einem VPN-Server herstellt. Über diesen Server wird dein Datenverkehr umgeleitet und an das eigentliche Ziel gesendet (rückwärts genauso). Dadurch wird deine IP-Adresse gegenüber besuchten Webseiten maskiert und dein gesamter Internetverkehr Ende-zu-Ende verschlüsselt.
Eine VPN-Verbindung macht es für deinen Internetanbieter, aufgerufene Webseiten und sonstige neugierige Parteien deutlich schwieriger bis praktisch unmöglich, deine Online-Aktivitäten zu verfolgen und zu überwachen.

Achte bei der Auswahl eines VPN-Anbieters auf eine strenge No-Logs-Policy (keine Speicherung von Nutzerdaten) und einen Standort in Ländern, die keine umfassende Datenspeicherung und Überwachung durchführen.
Kostenpflichtige VPN-Dienste bieten in der Regel eine bessere Leistung, Sicherheit und Privatsphäre als kostenlose Alternativen. Oft hat man bei Nutzung eines VPN auch gleichzeitig einen privaten DNS-Server mit dabei (siehe vorheriger Punkt)[43]https://www.privacy-handbuch.de/handbuch_93d.htm. Manche Dienste haben ein Paket aus VPN, Mailservice, Cloud-Speicher und andere Bestandteile im Angebot.
Tor-Browser

Dieser Tipp ist zugegebenermaßen ein Fall von „mit Kanonen auf Spatzen schießen“, zumindest im alltäglichen Gebrauch: Der Tor-Browser (TOR = The Onion Router, da er nach dem Zwiebelschalenmodell funktioniert) ist eine speziell konfigurierte Variante des Firefox-Browsers. Er leitet den Internetverkehr über ein Netzwerk von freiwilligen Servern (sogenannten „Nodes“). Dabei wird die die IP-Adresse des Nutzers verschleiert, was die Rückverfolgung aller Online-Aktivitäten erheblich erschwert.
Tor ist besonders nützlich für hohe Anonymität und die Umgehung von Zensur (z. B. für Journalisten und politische Aktivisten in gewissen Teilen der Erde), ist aber aufgrund der vielen Vermittlungsstellen meist langsamer als herkömmliche Verbindungen. Auch funktionieren manche technischen Features wie etwa Skripte nicht[44]https://kinsta.com/de/blog/tor-browser/, was den Funktionsumfang vieler Webseiten einschränkt.
Wieso wird der Inkognito-Modus so überschätzt?
Dass viele Nutzer dem privaten Surfmodus übermäßige oder geradezu magische Eigenschaften und Fähigkeiten zusprechen, kann an mehreren Gründen liegen:
- die Bezeichnung an sich: „Privates Surfen“, „Inkognito-Modus“ und ähnliche Bezeichnungen klingen einfach danach, dass man ungesehen im Internet unterwegs sein kann. In dem auf Samsung-Smartphones vorinstallierten Browser heißt die Funktion sogar „Geheimer Modus“[45]https://www.avg.com/de/signal/private-browsing-guide. Alleine in diese Bezeichnungen interpretieren Nutzer womöglich mehr hinein, als wirklich dahinter steckt.
- unzureichende Erklärung durch Browser-Anbieter: Unter anderem verteten die Autoren der schon genannten Studie die Auffassung, dass Google, Microsoft, Mozilla und andere Anbieter von populären Browsern nicht ausreichend erklären
, was privates Surfen bzw. der Inkognito-Modus leisten kann. Zwar stellen alle großen Browser-Anbieter passende Hilfe- oder Wissensseiten bereit; diese lassen allerdings zu Wünschen übrig und zeigen die Schwachstellen des privaten Browsen nicht klar genug auf[46]Wu et al. (2018). Your Secrets Are Safe: How Browsers‘ Explanations Impact Misconceptions About Private Browsing Mode. WWW ’18: Proceedings of the 2018 World Wide Web Conference. 217-226. … Weiterlesen. Das zwei Optionen – normaler versus privater Surfmodus – suggerieren ein Entweder-oder-Prinzip: Entweder komplett anonym oder komplett „unanonym“ surfen zu können.
- Wunschdenken: Letztendlich ist sicher den meisten Internetnutzern bewusst, dass beim Surfen im Internet häufig private und schützenswerte Daten ausgetauscht werden. Viele Nutzer haben aber ein vereinfachtes Verständnis von Online-Privatsphäre und vermeiden es, gründlicher darüber nachzudenken und sich die Konsequenzen von ungeschützter Privatsphäre auszumalen. Ein Inkognito-Modus kommt da sehr gelegen: Er weckt die bequeme Vorstellung, dass man im Verborgenen surfen kann – ohne verfolgt zu werden.
Fazit
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es auch mit dem Inkognito-Modus keine absolute Anonymität im Internet gibt – was aber auch gar nicht erforderlich ist. Durch bewusste Entscheidungen und Verhaltensweisen sowie den Einsatz der richtigen Werkzeuge kannst du deine digitalen Fußabdrücke minimieren, sodass deine Privatsphäre ausreichend geschützt ist.

Der Inkognito-Modus ist gut geeignet, um den Browserverlauf oder die in Online-Formularen eingegebene Daten auf einem Gerät zu verbergen. Er schützt aber nicht vor Überwachung durch den Internetprovider, Arbeitgeber, WLAN-Betreiber, besuchte Webseiten oder Werbenetzwerke und Datenbroker.
Wenn du deine Online-Privatsphäre ernst nimmst, solltest du über den Inkognito-Modus hinausgehen und auf andere, hier genannte Tools und Maßnahmen zurückgreifen.
Lesetipps
- Wie privat ist der Inkognito-Modus? (pcspezialist.de)
- Sicher im digitalen Alltag (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik)
- Apps und Datenschutz – so geizen Sie mit Ihren Daten (Verbraucherzentrale)
- Privacy Friendly Apps – verbesserter Privatsphäreschutz auf dem Smartphone (Karlsruher Institut für Technologie, Forschungsgruppe SECUSO))
- Spurenarm surfen (Privacy-Handbuch)
- Your Secrets Are Safe: How Browsers’ Explanations Impact Misconceptions About Private Browsing Mode (Englisch)
FAQ
Absolute Anonymität im Internet ist nahezu unmöglich (genau wie in der realen Welt) – die braucht es aber auch gar nicht. Sinnvoll ist es aber, die eigene Privatsphäre soweit zu verbessern, dass man keinen Schaden durch Diskriminierung, Manipulation, Überwachung und Identitätsfälschung du befürchten hat.
Der Inkognito-Modus verhindert, dass dein Browser lokale Daten wie Cookies, Formulardaten, den Browserverlauf und temporäre Dateien speichert. Das bedeutet, dass diese Daten nach dem Schließen des Fensters gelöscht werden. Er verbirgt deine Aktivitäten jedoch nicht vor deinem Internetanbieter, deinem Arbeitgeber oder den Websites, die du besuchst und mit denen du interagierst.
Der Inkognito-Modus ist nützlich, wenn du auf einem öffentlichen oder gemeinsam genutzten Computer (oder einem anderen Gerät) surfst: Dein Browserverlauf oder deine Anmeldedaten für Webseiten werden dann zum Beispiel nicht lokal gespeichert. Er ist jedoch keineswegs ein Allheilmittel für Online-Privatsphäre.
Du kannst zum Beispiel einen kostenpflichtigen VPN-Dienst (Virtual Private Network) verwenden, um deine IP-Adresse zu verschleiern und deine Daten zu verschlüsseln. Achte auch generell auf starke Passwörter und aktiviere die Zwei-Faktor-Authentifizierung, wo immer es möglich ist. Überprüfe regelmäßig die Datenschutzeinstellungen deiner Social-Media-Konten und verwende datenschutzfreundliche Suchmaschinen (z. B. DuckDuckGo oder StartPage und nicht Google, Bing, Yahoo etc.) und installiere spezielle Browser-Erweiterungen für mehr Privatsphäre. Und noch ein ultimativer Tipp: Speichere und kommuniziere private, hochsensible Daten gar nicht erst online.
Nach obenVerweise
⇡1 | https://lifehacker.com/safaris-private-porn-browsing-mode-102146 |
---|---|
⇡2 | https://support.google.com/chrome/answer/95464?hl=de&co=GENIE.Platform%3DDesktop |
⇡3 | https://support.mozilla.org/de/kb/privater-modus |
⇡4 | https://help.opera.com/de/latest/security-and-privacy/ |
⇡5 | https://support.microsoft.com/de-de/microsoft-edge/inprivate-browsen-in-microsoft-edge-e6f47704-340c-7d4f-b00d-d0cf35aa1fcc |
⇡6 | Wu et al. (2018). Your Secrets Are Safe: How Browsers‘ Explanations Impact Misconceptions About Private Browsing Mode. WWW ’18: Proceedings of the 2018 World Wide Web Conference. 217-226. 10.1145/3178876.3186088. |
⇡7, ⇡10 | https://www.ionos.de/digitalguide/online-marketing/verkaufen-im-internet/inkognito-modus-aktivieren/#c273404 |
⇡8 | https://besserwisser.tips/datenschutzerklaerung/#Cookies |
⇡9 | https://www.computerwissen.de/sicherheit/anonymitaet/was-sind-temporaere-internetdateien-und-wie-loesche-ich-sie/ |
⇡11 | https://praxistipps.chip.de/was-sind-tracker-einfach-und-verstaendlich-erklaert_41058 |
⇡12 | https://www.netzwelt.de/sicherheit/ad-tracking/tracking-im-internet.html |
⇡13, ⇡14 | https://blog.avast.com/de/your-internet-history-isnt-private-avast |
⇡15 | https://vpnoverview.com/de/privatsphaere/anonym-surfen/was-weiss-ihr-internetdienstanbieter/ |
⇡16 | https://www.privacyaffairs.com/de/konnen-wlan-besitzer-besuchte-seiten-sehen/ |
⇡17 | https://www.computerbild.de/artikel/cb-Tipps-Software-Windows-DNS-Cache-loeschen-so-gehen-Sie-vor-17317161.html |
⇡18 | https://kinsta.com/de/wissensdatenbank/flush-dns/#macos |
⇡19 | https://www.ionos.de/digitalguide/online-marketing/web-analyse/was-ist-ein-tracking-pixel/ |
⇡20 | https://www.datenschutz.org/social-media-buttons/ |
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⇡22 | https://www.omt.de/webanalyse/webtracking/ |
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⇡24 | https://www.123recht.de/ratgeber/strafrecht/Darf-der-Staat-das-Surfen-seiner-Buerger-ueberwachen-__a153068.html |
⇡25 | https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/apps-und-software/inkognito-im-internet-davor-schuetzt-sie-privates-surfen-wirklich-61647 |
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⇡28 | https://www1.wdr.de/nachrichten/daten-ortsdaten-leak-broker-apps-verkaufen-100.html |
⇡29 | https://praxistipps.chip.de/play-store-alternativen-die-5-besten-apps-fuer-android_43663 |
⇡30 | https://www.keepersecurity.com/blog/de/2024/11/22/how-does-incognito-mode-work/ |
⇡31 | https://www.focus.de/reisen/nicht-nur-der-inkognito-modus-welche-dinge-flugpreise-beim-online-buchen-wirklich-beeinflussen_ae78a7a9-0f05-43b7-9b79-d8bc1fbfce0e.html |
⇡32 | https://www.fluege.de/travel-insights/information/9-mythen-wahrheiten-zur-flugbuchung/ |
⇡33 | https://www.netzwelt.de/sicherheit/anonym-surfen/privacy-browser-sicherheit.html |
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⇡35 | https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Cyber-Sicherheitsempfehlungen/Updates-Browser-Open-Source-Software/Der-Browser/Browser-sicher-einstellen/browser-sicher-einstellen_node.html |
⇡36 | https://www.privacy-handbuch.de/handbuch_21.htm |
⇡37 | https://www.privacytools.io/privacy-browser-addons |
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⇡39 | https://www.privacy-handbuch.de/handbuch_21a.htm |
⇡40 | https://software-defender.com/blogs/news/private-dns-einrichten-so-gehts-und-warum-es-wichtig-ist |
⇡41 | https://www.netzwelt.de/anleitung/174628-android-so-aendert-dns-server.html |
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⇡45 | https://www.avg.com/de/signal/private-browsing-guide |
⇡46 | Wu et al. (2018). Your Secrets Are Safe: How Browsers‘ Explanations Impact Misconceptions About Private Browsing Mode. WWW ’18: Proceedings of the 2018 World Wide Web Conference. 217-226. 10.1145/3178876.3186088. |